10 Profi-Tipps für die perfekten Hochzeitsfotos während der Zeremonie
Die Trauung ist das Herzstück jeder Hochzeit. Egal, ob sie im schlichten Standesamt, im sonnengetränkten Garten, in einer kleinen Kapelle oder einer imposanten Kathedrale stattfindet – sie ist der Moment, in dem alles Bedeutung bekommt.
Ohne diese Minuten wäre der Tag nur eine elegante Familienfeier. Mit ihr wird er zu einem lebensverändernden Meilenstein – für zwei Menschen, manchmal auch für mehr (man denke nur an die Mutter des Bräutigams, die an diesem Tag lernt, loszulassen). Ich habe Zeremonien auf der ganzen Welt fotografiert – von historischen Gotteshäusern mit strengem Blitzverbot bis hin zu intimen Versprechen am Meer. Mein legendärer Disput mit einem kanarischen Pfarrer, der seine Predigt unterbrach, um mich zu maßregeln, war ein Lehrstück: Vorbereitung ist alles. Seitdem bespreche ich mit Geistlichen immer vorab die Regeln, Abläufe und Grenzen. Die Trauung ist Pflicht und Kür zugleich – die Pflicht in der Form, die Kür in der Emotion. Hier sind meine zehn wichtigsten Tipps, wie Ihr diesen Moment für Euch – und für unvergessliche Fotos – perfekt gestaltet.
KIRCHLICHE TRAUUNG unter besonderen Umständen - unter den massiven Restriktionen der COVID-Sonderverordnungen war es eine ganz besondere Herausforderung, die emotionale Stimmung einer Hochzeit einzufangen. ©by Sabine Hütter, society-photography.at
1. Wir machen uns gemeinsam mit den Abläufen vertraut.
Ideal für mich, als Hochzeitsfotografin, ist es, wenn ich das ‘Drehbuch’ vor der Hochzeit bekomme. Wann beginnt die Musik, wer zieht wann ein, wo stehen Trauzeugen, wann werden Ringe übergeben? Je präziser der Ablaufplan, desto ruhiger kann ich arbeiten. Wenn ich die Choreografie kenne, verpasse ich keinen entscheidenden Moment – und Ihr könnt Euch ganz auf das Geschehen einlassen, ohne Regie führen zu müssen.
2. Frühzeitiger Kontakt mit dem Pfarramt oder der Zeremonienleitung.
Ich brauche nicht nur den Ort der Trauung, sondern auch die Namen und Kontaktdaten der Verantwortlichen. Ein freundlicher Anruf im Vorfeld wirkt Wunder: Ich erkläre kurz meine Arbeitsweise, breche das Eis – und am Hochzeitstag ist das Vertrauen bereits da. So vermeiden wir Missverständnisse, strenge Ermahnungen oder Einschränkungen im Bewegungsraum. Ein respektvoller Dialog im Vorfeld ist Gold wert.
3. Available Light ist meine Passion.
Blitzlicht ist in Kirchen tabu – und das ist gut so. Ich arbeite ausschließlich mit dem vorhandenen Licht, weil es authentisch ist und den Charakter des Raumes bewahrt, außerdem ist der Blitz einer Kamera, wie das Bellen eines Hundes, er irritiert ungemein. Natürliches Licht formt die Stimmung, lässt Kerzenschein leben und Sonnenstrahlen durch Kirchenfenster tanzen. Dieses Licht ist ehrlich, es erzählt die Wahrheit des Moments – ohne technische Störung.
4. Handys aus, Augen auf.
Ich empfehle, bereits in der Einladungskarte darauf hinzuweisen: Es gibt eine professionelle Fotografin – und es ist nicht nötig, dass Gäste eigene Bilder machen. Noch besser: Bitte sie ausdrücklich, die Handys stecken zu lassen. Ein Mittelgang voller Smartphones zerstört die Wirkung Eures Einzugs und nimmt den Bildern ihre Tiefe. Eure Gäste sollen nicht filmen, sondern fühlen. Das ist unbezahlbar.
5. Kleine Gesten, große Wirkung.
Die schönsten Augenblicke passieren zwischen den großen Momenten. Der flüchtige Blick zwischen Braut und Bräutigam, das Zittern beim Anstecken des Rings, das Lächeln der Trauzeugin, das Gähnen des Blumenmädchens – all das erzählt mehr als jede einstudierte Pose. Ich suche diese Zwischentöne. Sie sind das eigentliche Herz der Trauung. So könnt ihr später Eure eigene Hochzeit nochmals aus einer ganz anderen Perspektive erleben.
Nach mehr als 400 Hochzeiten, versteht die Fotografin Sabine Hütter, wie man sich im Rahmen einer kirchlichen Hochzeit bewegen kann und darf, damit man keinen wertvollen Moment der Hochzeitzeremonie verpasst. ©by Sabine Hütter, society-photography.at
6. Emotionen dürfen sichtbar sein.
Tränen, Lachen, Nervosität – bitte nicht zurückhalten. Es ist Eurer Tag, ein emotionaler Meilenstein, wann, wenn nicht heute ist alles erlaubt? Diese Authentizität ist es, die den Moment in Echtzeit, aber auch die Fotos unsterblich macht. Keine Kontrolle, kein Zwang – nur Gefühl.
7. Körperhaltung als Spiegel der Ruhe.
Während der Trauung ist Anspannung normal. Aber Haltung hat nichts mit Steifheit zu tun. Schultern locker, Hände entspannt, Kiefer gelöst – das wirkt nicht nur schöner, sondern lässt Euch auch innerlich loslassen. Macht Euch keine Gedanken, ob die Frisur sitzt, oder der Lippenstift passt. Irritation kann man in den Gesichtern lesen und das wäre mehr uns unpassend.
8. 360° Perspektive - die Emotionen Eurer Liebsten.
Während Ihr Euch im emotionalen Tunnel der Trauung befindet, sehe ich, was um Euch herum passiert. Ich fange für Euch die Reaktionen Eurer Familien und Freunde ein – das feuchte Auge des Vaters, das leise Nicken der Mutter, das verhaltene Lächeln der Großmutter. Dabei gelingt es mir, die Balance zu halten zwischen den großen Momenten und den kleinen Gesten, die sie umrahmen.
9. Zelebriert den Auszug.
Der Auszug ist kein logistischer Abgang, sondern ein Fest. Genießt den Applaus, taucht ein in das Meer aus Blütenblättern, Reis und Seifenblasen, sägt gemeinsam den berühmten Baumstamm durch – nehmt Euch Zeit! Genießt den Jubel, den Applaus und Eure Freunde. Ich bin ganz nah, ohne aufzufallen, und halte jede Sekunde dieser ausgelassenen Stimmung fest. Das ist der Moment, in dem die Spannung sich in Lebensfreude verwandelt.
10. Vertraut Eurer Fotografin.
Ich bewege mich leise, respektvoll und mit Erfahrung. Ich weiß, wann Nähe erlaubt ist und wann Distanz heilig bleibt. Wenn ich Euch bitte, kurz stillzuhalten oder Euch leicht zu mir zu drehen, dann nur, damit ihr mit dem späteren Betrachter der Bilder in den Dialog tretet und er das Glück in Euren Augen sehen kann. Vertraut mir – ich habe beides im Blick: den Moment und seine Seele.
Fazit
Die Trauung ist der Moment, in dem aus Emotion Geschichte wird. Wer sich vorbereitet, Regeln respektiert und die Stille zulässt, schafft Raum für Bilder, die Zeitzeugnisse sind. Zwischen Pflicht und Kür liegt das, was bleibt: ein gemeinsames Versprechen – festgehalten für immer.
„✨ Zwischen Amen und Applaus liegt das, was bleibt: das Bekenntnis zweier Menschen zum gemeinsamen Meilenstein.“
Wenn es gelingt die 10 Anregungen ein wenig im Fokus zu behalten, dann steht einem entspannten, wirklich schönen und vor allem stressfreien Start in den Hochzeitstag nichts im Wege und es entstehen außergewöhnlich ausdrucksstarke Fotos mit einem unverwechselbaren Flair.