Was man über Halloween wissen muss – Herkunft, Bräuche & rechtliche Grenzen
von Sabine Hütter, 31. Oktober 2025
ÖSTERREICH im Halloween-Fieber
Halloween in Österreich – einst keltisches Totenfest, heute leuchtend-orange Popkultur zwischen Grusel, Spaß und Kürbisduft. Doch woher stammt der Brauch eigentlich? Und was gilt als harmloser Schabernack – oder bereits als Straftat? Hier kommt der Überblick, den man jedes Jahr Ende Oktober braucht.
HALLOWEEN in Österreich: entgegen anders lautender Stimmen, Halloween hat KEINE amerikanischen, sondern keltische Wurzeln. Foto: Sabine Hütter, society-photography.at
Der KÜRBIS ist eine echte steirische Institution. Er steht für Geschichten aus der Region. Kaum ein anderes ‘Kultobjekt’ verbindet so authentisch Tradition, Brauchtum und Lebensfreude.
Halloween im Kürbisland Steiermark - Illustration: Sabine Hütter, ©by society-photography.at
Herkunft: Vom keltischen Samhain zum amerikanischen Halloween
Der Ursprung liegt über 2.000 Jahre zurück. Die Kelten feierten am 31. Oktober das Fest „Samhain“, den Übergang vom Sommer zur dunklen Jahreszeit. Man glaubte, dass an diesem Abend die Grenzen zwischen den Welten verschwimmen und die Toten zurückkehren.
Mit der Christianisierung wurde All Hallows’ Eve (der Abend vor Allerheiligen) daraus – verkürzt zu „Halloween“.
Im 19. Jahrhundert nahmen irische Einwanderer den Brauch mit in die USA – dort wurde er populär, kommerzialisiert und mit neuen Elementen wie Kostümen, Kürbisgesichtern und „Trick or Treat“ versehen.
Rückkehr nach Europa: Wie Halloween Österreich eroberte
Seit den 1990er-Jahren erlebt Halloween auch hierzulande einen Boom. Zuerst als Partytrend, später als Kinderbrauch mit „Süßes oder Saures“-Rufen. In Städten wie Wien, Graz oder München gibt es heute ganze Halloween-Wochenenden – inklusive Kostümbällen, Themenabenden und Kürbismärkten.
Im Burgenland oder in der Steiermark sind Kürbisfeste und Laternenwanderungen längst fester Bestandteil des Herbstkalenders.
Trotz anfangs skeptischer Stimmen („amerikanischer Import!“) hat sich Halloween in Österreich und Deutschland als fester Bestandteil des modernen Herbstbrauchtums etabliert – irgendwo zwischen Tradition, Tourismus und Popkultur.
Zwischen Glaube und Grusel: Der übersehene Reformationstag
Weniger beachtet wird, dass der 31. Oktober auch eine zweite Bedeutung hat – den Reformationstag.
Er erinnert an Martin Luther, der im Jahr 1517 seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg schlug und damit die Reformation der Kirche auslöste.
Während in Teilen Deutschlands (etwa Brandenburg, Sachsen, Thüringen oder Schleswig-Holstein) dieser Tag als gesetzlicher Feiertag begangen wird, geht seine religiös-historische Bedeutung im allgemeinen Halloween-Trubel fast völlig unter.
Kaum jemand spricht an diesem Datum noch über Luthers Thesen oder den Beginn der protestantischen Bewegung – stattdessen dominieren Kürbisse, Kostüme und Süßigkeiten.
So stehen sich an diesem Datum zwei Welten gegenüber:
der stille, nachdenkliche Reformationstag – und das lärmend-bunte Halloweenfest. Ein Spiegelbild unserer Zeit, in der Ritual oft Aufmerksamkeit schlägt.
Süßes oder Saures: Welche Streiche sind erlaubt – und welche nicht?
Halloween ohne Streiche wäre wie Weihnachten ohne Kekse. Trotzdem gilt: Spaß ja – Sachbeschädigung nein.
Harmloser Schabernack:
Klingelstreich oder harmlose Überraschung (z. B. Konfettiregen)
Klopapier an Bäumen (sofern leicht entfernbar)
Erschrecken mit Verkleidung, solange niemand verletzt oder gefährdet wird
Strafbare Streiche:
Eier oder Farbe auf Autos oder Häuser werfen (→ Sachbeschädigung)
Böller, Feuer oder Spraydosen einsetzen (→ Gefährdung)
Jemanden gezielt in Angst versetzen oder verletzen (→ Körperverletzung oder Nötigung)
👉 Tipp: Wer Halloween-Streiche plant, sollte sie auf privatem Gelände und mit Einverständnis der Beteiligten durchführen – alles andere kann teuer werden.
Der Kürbis: Symbol des Lichts in der Dunkelheit
Der geschnitzte Kürbis – auch Jack O’Lantern genannt – stammt ebenfalls aus Irland. Einer Legende nach täuschte der Schmied Jack den Teufel und durfte weder Himmel noch Hölle betreten. Seine Seele wandert seither mit einer ausgehöhlten Rübe und einer Kohle darin durch die Nacht – in den USA wurde daraus der leuchtende Kürbis.
Diese Kürbissorten eignen sich perfekt zum Aushöhlen
Nicht jeder Kürbis taugt für das berühmte Gruselgesicht. Entscheidend ist die Konsistenz der Schale und die Stabilität beim Aushöhlen.
Top-Sorten für Halloween-Laternen:
Ghost Rider 🎃 – klassischer, rundlicher Halloween-Kürbis, stabil, gleichmäßig orange
Jack O’Lantern – der US-Klassiker mit perfekter Größe für Gesichter
Racer F1 – leicht zu schnitzen, leuchtet intensiv
Rouge vif d’Étampes (Cinderella) – dekorativ, flachrund, erinnert an Märchenkürbisse
Atlantic Giant – der XXL-Kürbis für Wettbewerbe oder große Eingangsdekorationen
💡 Tipp: Nach dem Aushöhlen den Rand mit etwas Vaseline oder Zitronensaft einreiben – das verlängert die Haltbarkeit.
Halloween in Zahlen
Über 15 Millionen Kürbisse werden in Deutschland jedes Jahr rund um Halloween verkauft.
In Österreich geben Familien im Schnitt 30–40 Euro für Süßigkeiten, Deko und Kostüme aus.
Mehr als 70 % der Kinder zwischen 6 und 12 Jahren nehmen an Halloween-Aktivitäten teil.
(Quelle: Handelsverband Deutschland / Wirtschaftskammer Österreich 2024)
Fazit: Zwischen Brauchtum, Kommerz und Gemeinschaft
Halloween ist längst mehr als ein importierter Spaß. Es ist ein modernes Ritual des Zusammenkommens, das Kinder, Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen begeistert.
Doch wer genau hinsieht, erkennt: Der 31. Oktober ist auch ein Tag der Erinnerung – an Luthers Reformation und an die Wurzeln des Glaubens in Mitteleuropa.
Beides – Reformation und Halloween – zeigen, wie stark Symbole und Rituale Menschen verbinden können. Nur das Thema hat sich verändert: früher Glaube, heute Gemeinschaft.
👻 In diesem Sinne: Happy Halloween – und vielleicht auch einen nachdenklichen Reformationstag!