Vor-weihnachtlicher Streifzug durch Graz
von Sabine Hütter, November 2025
Erlebnisbericht aus meiner einstigen Studentenstadt
Wann immer sich die Gelegenheit ergibt, beginnt die Adventzeit für mich mit einem Streifzug durch meine alte Studentenstadt Graz. Es ist inzwischen mehr als ein Vierteljahrhundert her, seit ich dort Vorlesungen besuchte, von Café zu Café wechselte, die Stunden zwischen Seminaren in den Altstadtgassen vertrödelte – und schon damals hatte diese Stadt im Winter ihren ganz eigenen Charakter. Heute wirkt vieles moderner, manches touristischer, doch das Gefühl, das Graz im Advent vermittelt, hat sich kaum verändert. Es ist das Spiel aus Lichtern, Düften und Geräuschen, das die Stadt in eine besinnliche Kulisse verwandelt.
GRAZ hat noch immer bezaubernde Ecken, weit entfernt vom alltäglichen Trubel | Foto: Sabine Hütter, society-photography.at
Zwischen Erinnerung und Gegenwart: Der Christkindlmarkt am Hauptplatz
Der Hauptplatz war in den Studienjahren meist ein Ort des Durchhetzens – Straßenbahn, Kaffee, Mensa, weiter. Heute bleibt man stehen, denn vor dem Rathaus entfaltet der Christkindlmarkt seine Wirkung. Die Lichtprojektionen auf der Rathausfassade wirken fast opernhaft, ein stilles Spektakel, das die Menschen innehalten lässt. Zwischen Punsch, Lebkuchen und Holzspielzeug scheint der Platz nicht nur ein Handelsort, sondern ein Treffpunkt für alles und jeden zu sein. Der Trubel hat vielleicht zugenommen, doch die zentrale Rolle des Hauptplatzes ist geblieben – ein Anfangspunkt, um die Stadt im Advent zu entdecken.
sterreichs zweitgrößte Stadt rüstet sich bereits auf den XXL-XMAS-Ansturm | Foto: Sabine Hütter, by society-photography.at
Die ruhigen Momente: Franziskanerviertel und Altgrazer Christkindlmarkt
In den Gassen rund um die Franziskanerkirche kehrt die Erinnerung stärker zurück. Das Franziskanerviertel war schon damals der Gegenpol zum lauten Zentrum: weniger Schaufenster, mehr Geschichte, mehr Atmosphäre. Der Altgrazer Christkindlmarkt fügt sich nahtlos in dieses Bild: traditionelles Handwerk, ländliche Produkte, ruhiger als der Hauptplatz, irgendwie vertrauter. Zwischen Duftkerzen, Krippenfiguren und steirischem Gebäck entsteht ein Gefühl, das man nur schwer beschreiben kann – vielleicht ist es Nostalgie, vielleicht einfach ein Sinn für das Authentische.
Herrlich entschleunigt und ein Hauch von steirischer 5th Avenue | Foto: Sabine Hütter, ©by society-photography.at
Über den Dächern der Stadt: Advent am Schlossberg
Der Schlossberg war während der Studienzeit ein Ort für Sommerabende, Sterne schauen und endlose Gespräche. Heute überrascht er im winterlichen Kleid: Der „Aufsteirern“-Weihnachtsmarkt in den Kasematten verbindet Panorama, Kulinarik und Brauchtum auf beklemmend schöne Art. Der Blick über ein Lichtermeer, die Punschwärme in der Hand, steirische Spezialitäten vor sich – das alles lässt die Stadt kleiner erscheinen und gleichzeitig bedeutender. Wer hier oben steht, erlebt Graz eher aus der Perspektive eines Gastes als eines Bewohners, und dennoch bleibt es die gleiche Stadt, die einst das Leben prägte.
Kleine Zwischenstopps, große Wirkung
Ein vorweihnachtlicher Rundgang durch Graz wäre nicht komplett ohne die kleineren Stationen:
Glockenspielplatz mit vertrauten Klängen und Handwerk
Südtiroler Platz mit kulinarischem Schwerpunkt
Färberplatz, damals wie heute ein Ort für Kunstgewerbe und Alternativszene
Gerade diese Orte, leicht abseits, wirken wie kurze Atempausen zwischen Erinnerungen und Gegenwart.
Flaniermeile und Shoppingpiste, die Hauptschlagader der Grazer Innenstadt | Foto: Sabine Hütter - © by Society-Photography.at
Die Fotografin Mag. Sabine Hütter hat ihre gesamte Studienzeit hier in Graz verbracht und nach mehr als 25 Jahren hat sich nicht an der Liebe der Steierin zu dieser Stadt geändert. | Foto: Sabine Hütter ©by Society-photography.at
Fazit: Eine Stadt, die im Herzen bleibt
Graz im Advent ist mehr als ein Einkaufsbummel. Es ist eine Begegnung mit einem Ort, der sich verändert, ohne seinen Kern aufzugeben. Die Märkte sind bunter, die Angebote vielfältiger, die Besucher zahlreicher als früher. Aber das Zusammenspiel aus Architektur, Geschichte und winterlicher Inszenierung schafft immer noch jene vertraute Stimmung, die diese Stadt schon vor Jahrzehnten ausgezeichnet hat.
Vielleicht liegt der Zauber darin, dass man nicht nur eine Weihnachtsstadt besucht, sondern auch einen Teil der eigenen Vergangenheit. Jede Gasse, jeder Platz, jede Beleuchtung erzählt ein kleines Stück davon mit – und macht den Streifzug heute genauso bedeutsam wie damals.
Fotostrecke
Eine kleine Auswahl der lebendigsten und interessantesten Eindrücke während des Flanierens durch das vorweihnachtlie Graz | Fotografie: Sabine Hütter – Society Photography Austria
